Stoffe faerben mit Granatapfel

Färberpflanzen aus der Küche: Färben mit Granatapfel

Färben mit Granatapfel? Viele Pflanzen aus der Küche gehören zu den besonders flüchtigen, nicht farbechten Farben. Rotkohl oder Rote Bete zum Beispiel, auch wenn ihre Farbe erstmal verlockend ist. Aber ein paar verlässliche Färberpflanzen gibt es hier doch, und ganz besonders interessant ist da die Granatapfelschale!

Ich färbe nur ungern mit Essbarem – aber das Schöne ist ja, die Schale vom Granatapfel wird natürlich nicht gegessen, sondern landet auf dem Kompost. Oder im Färbetopf! Das ist also auch unter dem ‘Zero Waste’-Aspekt eine schöne Färberpflanze.

Der Granatapfelbaum (Punica granatum) ist bei uns nicht heimisch. Ursprünglich stammt er aus West- und Mittelasien. Im Mittelmeerraum kultiviert man ihn schon seit Jahrtausenden, und heute wird er weltweit angebaut, wo es das Klima erlaubt. Er verträgt leichte Fröste, und kann bei uns nur geschützt überwintern – je nach Lage reicht dafür ein ungeheiztes Gewächshaus. Falls du das hast, und noch Platz darin…

Die Schale von Granatäpfeln gehört zu den traditionellen Färberpflanzen im Mittelmeerraum und Westasien, für Töne von Beigegelb über Goldgelb zu Grau und Schwarz. Es gibt einige sehr alte schriftlich überlieferte Rezepte dafür. Dominique Cardon’s Natural Dyes nennt welche aus dem spätbabylonischen Reich, 626 bis 539 v. Chr.!

Auch die Rinde und Wurzeln wurden zum Färben genutzt. Außerdem wurden diese Bestandteile auch medizinisch verwendet. Eine spannende und wichtige Frucht also.

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Zero Waste: Färben mit Kompost, und das auch im Winter

Weil ich auf das Färben neugierig war, habe ich irgendwann mal bei einem Saftstand auf dem Markt gefragt, ob ich nicht ein paar Granatapfelschalen haben dürfte. Und nach einigen Erklärungen durfte ich mir dann welche in meinen Beutel packen. Du findest auf dem Wochenmarkt bestimmt auch einen Händler, der Orangen- und Granatapfelsaft anbietet. Frag doch einfach mal nach den Schalen dort! So ist es auch einige der wenigen Färberpflanzen, die man hier im Winter finden kann, wenn auch nicht wildwachsend.

Granatapfelschalen trocknen zum Färben

In Rezepten zum Färben werden getrocknete Granatapfelschalen verwendet. Dafür kratze ich die Schalen gründlich aus mit einem Löffel, und trockne sie dann möglichst ohne Fruchtfleisch. Wenn du also selbst ab und zu einen Granatapfel isst, und so nur einzelne Schalen anfallen, und nicht wie bei mir eine ganze Tüte voll, ist das auch kein Problem. Trockne deine Schalen einfach einzeln, und sammle weiter, bis du genügend hast. Getrocknete Färberpflanzen lassen sich gut aufbewahren. Am besten geschützt vor Sonnenlicht, aber luftig, damit nichts feucht wird und schimmelt. Ich nehme dafür braune Papiertüten und Pappkartons.

Färberpflanze reich an Tannin

Granatapfelschalen sind eine besondere Färberpflanze, weil sie einen hohen Anteil an Tanninen enthalten. Bei vielen Pflanzen, die Gelb färben, sind dafür Flavonoide verantwortlich, hier aber nicht.
Tannine, die zu den Gerbstoffen gehören, haben eine doppelte Funktion beim Färben. Nicht nur zur Farbgebung, sondern oft werden sie auch im Vorbeiz-Prozess benutzt. Sie können Farben vertiefen und haltbarer machen.
Und in der Granatapfelschale sind sie der Grund dafür, dass man damit auch ungebeizte Fasern färben kann, und trotzdem haltbare Farben bekommt: ein eher zartes Gelb oder Beigegelb. Mit Aluminiumbeizen wird es zu einem kräftigeren Goldgelb, und mit Eisen reagieren die Tannine zu Grau bis Schwarztönen.

Färben mit Granatapfel

Die meisten Rezepte empfehlen zum Färben etwa 100% Granatapfelschalen – also soviel wie deine Faser wiegt.
Ich habe auch meist mit getrockneter Schale gefärbt, auch mal mit einem höheren %-Verhältnis – die Farben wurden nicht viel intensiver, eher etwas schmutziger, fand ich. Wenn die Schalen zwar trocken, aber noch recht “neu” waren, habe ich etwas reinere Gelbtöne bekommen. Bei Schalen, die schon einige Jahre getrocknet waren, fand ich die Töne weniger klar und leuchtend, etwas mehr Richtung Ocker. Falls dir das auch aufgefallen ist, oder du das gar nicht bestätigen kannst, schreib mir gern einen Kommentar dazu. Es interessiert mich sehr, ob andere auch diese Beobachtung gemacht haben!

Zum Vergleich habe ich auch mal mit frischen, nur über Nacht angetrockneten Schalen gefärbt. Die Farben waren zarter, ein schönes klares Gelb. (Wenn du frische Planzen zum Färben nimmst, solltest du immer mehr verwenden als bei trockenen. Sie enthalten viel Wasser, wodurch sie schwerer sind.)

Zum Färben zerbreche oder zerstoße die trockenen Schalen in kleinere Stücke. Ich weiche sie gern über Nacht ein, bevor ich sie dann am nächsten Tag sanft erhitze und dann wie gewohnt färbe.
In Eberhard Prinz’ Buch Färberpflanzen* (hier schon empfohlen) habe ich außerdem gelesen, dass Blüten und die Schalen unreifer Früchte rötlich färben sollen. Das konnte ich bisher noch nie testen, aber vielleicht findest du ja mal eine Gelegenheit dazu.

Mich hat auch interessiert, wie die Farben sich beim Kaltauszug entwickeln. Dafür habe ich frische Schalen zerschnitten und einige Tage in Wasser eingeweicht. Dieses Farbbad wirkte viel rötlicher als der Heißauszug, aber einen Unterschied in der Färbung machte es nur bei der Wolle. Der Heißauszug geht natürlich schneller, und es löst sich dabei auch mehr Farbstoff.

Mehr lesen über den Granatapfel

Im Buch ‘Natural Dyes. Sources, Tradition, Technology and Science’ von Dominique Cardon habe ich jetzt nochmal zum Granatapfel nachgeschlagen. Darin sind dem Baum drei Seiten gewidmet. Wenn dich Geschichte von Färberpflanzen, Färbemethoden und das Chemische “hinter den Kulissen” vom Färben interessiert, ist das ein wirklich spannendes Buch. Ich lese es sehr langsam (es hat über 700 Seiten), und benutze es ansonsten als Nachschlagewerk. Das Original ist Französisch, und ins Englische wurde es zwar übersetzt, soweit ich weiß aber nicht ins Deutsche. Wenn du einen vergleichbaren Wälzer suchst, aber auf Deutsch, vielleicht ist dann Helmut Schweppe’s ‘Handbuch der Naturfarbstoffe’ (mein vorletzter Buchtipp hier) etwas für dich.

Vor allem aber bin ich in der Bibliographie von Cardon’s Buch auf einen weiteren Titel gestoßen, der mich neugierig macht. Der Granatapfel hat eine reiche Kulturgeschichte, ist unter anderem Symbol für Fruchtbarkeit und das Leben, und nun steht ‘Der Granatapfel. Symbol des Lebens in der alten Welt’ von Friedrich Muthmann, 1982, auf meiner Leseliste.

Hast du schon mit dem Granatapfel gefärbt? Oder vielleicht einen weiteren Granatapfel-Lesetipp für mich?

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