Waidsamen Isatis tinctoria

Kurz + bündig: Färberwaid

Färberwaid, botanisch Isatis tinctoria

Waid hat schon eine lange Geschichte in Deutschland, besonders in Thüringen, wo um der Waid für Arbeit und Wohlstand sorgte. Genauso in anderen Regionen in Mitteleuropa, zum Beispiel dem Südwesten Frankreichs. Trotzdem stammt der Färberwaid ursprünglich nicht aus Mitteleuropa. Waid wurde schon sehr früh von Menschen kultiviert und hat sie als Färberpflanze begleitet – in Europa lässt sich das bis in die Eisenzeit nachweisen!

‚Kurz + bündig‘ ist eine Serie von kürzeren Posts: Ein schneller Blick auf die Pflanze, in Geschichte, Botanik, Färbetopf.

Inspiriert wurden diese Blogposts im Telegramstil von Fragen, die mir immer wieder mal bei Instagram gestellt wurden. Vielleicht magst du da ja mal vorbeischauen?

Waidsamen

Die Samen sind große, dunkle schimmernde Schoten, in denen der eigentliche, kleine Samen sitzt. Die Schoten enthalten keimhemmende Stoffe. Sie vor dem Säen einweichen (oder die Schoten öffnen und den Minisamen herausholen), beschleunigt das Keimen, und erhöht die Anzahl der Samen die aufgehen.

Färben mit Waid

In den grünen Blättern steckt die Indigovorstufe. Mit den frischen Blättern kann eine Küpe angesetzt werden – so zu färben macht Spaß, ist aber, besonders wenn man auf harsche Zutaten zur Küpe verzichtet, auch temperamentvoll! Ich habe beim letzten Versuch mit einer frischen Waidküpe zarte Babyblautöne gefärbt, und dann unerwartet fliederviolett.

Früher wurden aus den Blättern ‚Waidbälle‘ geformt, kleine Kugeln, in denen die Blätter fermentierten/trockneten. So wurde der Farbstoff gelagert, transportiert und für Küpen benutzt.

Färben in der Küpe

*Küpe heißt das Färbebad bei sogenannten Küpenfarbstoffen. In der Pflanzenwelt betrifft das, soweit ich weiß, nur Pflanzen, die Indigo enthalten – wie Waid und Färberknöterich. Die Küpe enthält Zutaten, die den wasserunlöslichen Indigofarbstoff löslich machen.
Dazu braucht es einen ziemlich alkalischen ph-Wert (meist so zwischen 9 und 12, je nach Rezept) und ein sogenanntes Reduktionsmittel, das dem Indigomolekül Sauerstoff entzieht und es damit bindungsbereit macht.
Das kann über Fermentation geschehen, durch Zutaten wie Löschkalk + bestimmte Fruchtzucker, überreife Früchte oder Zitrusschalen (da reagiert dann das Pektin) und in der Textilindustrie wird es mit ‚schnelleren’ Substanzen wie z.B. Natriumhydrosulfit gemacht, was z.B. Abwässer verschmutzt.

Ich extrahiere am liebsten das Pigment aus den Blättern und trockne es für später. Damit habe ich die meiste Erfahrung und kann so auch kleine Ernten verarbeiten. Abgesehen davon, experimentiere ich gern mit den Pflanzenteilen beim Bundle Dye!

Bundle Dye Proben auf Baumwolle, mit Waidsamen und Waidblättern und Tagetes
Kleine Bundle Dye-Proben auf Baumwolle: Links mit Waidblättern, rechts mit den Samen. Gelb- und Orangetöne kommen von Tagetes.

Aber am allermeisten liebe ich, wenn der Waid im 2. Jahr in Blüte steht! Ich freu mich jetzt schon wieder drauf. Waid blüht früher als die anderen Färberpflanzen in meinem Garten, aber nachdem die Obstbäume mit ihrer Blüte durch sind. Die Blütenkerzen mit vielen kleinen, leuchtend gelben Einzelblüten werden dann umschwärmt von unzähligen Insekten, und ich genieße es sehr, das jedes Jahr zu beobachten. 

Wenn du noch mehr über Färberpflanzen lesen möchtest, oder Tipps und Tricks zu Aussaat und Pflege suchst, dann schau mal, ob mein E-Book ‚Farbe ernten‘ was für dich ist!


Passend zum Thema hab ich mal ein Mitbringsel aus Thüringen bekommen. Ein kleines Büchlein: Färberwaid. Blaues Gold aus Thüringen von Georg Schwedt.


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